firma raumforschung

modul 7   dieses modul über die gesprächsrunde am 18.10. zu "leerräumen, baulücken,städtischen perspektiven" mit johann hödl, anlagenmanagement der wiener linien, florian haydn, architekt, jutta kleedorfer, projektkoordinatorin für zwischennutzungen und günther lackenbucher, büro mailath pokorny (kam später aber doch), ersatzweise moderiert von claudia bosse, ist zunächst unmöglich.



mailprotokoll im vorfeld vom 15.10. von c.b.
zum gesprächsverlauf: ich werde die einleitung machen und den zusammenhang mit der reihe firma raumforschung herstellen etc. dann an georg schöllhammer übergeben, der die moderation des gespräches übernehmen wird.
als einleitung wäre gut, wenn johann hödl von den wiener linien den stand der leerräume der wiener linien kurz schildert, d.h. deren lage, anzahl, ihre möglichkeiten und den umgang der wiener linien damit (mit bildmaterial).
dann könnte als zweites jutta kleedorfer ihren auftrag innerhalb des magistrats und dieses selbst beschreiben, ihre möglichkeiten und vorgehensweisen, um in ein gespräch entlang folgender fragen zu kommen:
- gibt es freiräume im städtischen raum wiens? wo oder durch was existieren diese? baulücken? leerstand?
- modelle temporärer nutzungen, ihre möglichkeiten und vertwertungsgefahren
- stadtplanerische einsätze in brachgeländen; verbindung von stadtplanung und kultur zur "aufwertung" - ? - von stadtbezirken am beispiel des entwicklungsverlaufs um das kabelwerk wien
- raumkonzepte und ästhetische praktiken: der jeweilige temporäre räumliche kontext als ästhetische herausforderung für kunstproduktion – oder "locations" als schicke vertwertungsfläche für kommerzielle nutzungen. welche ökonomien stehen dahinter?
- modelle des raumvertriebs – zugriffe und erfahrungen aus anderen städten
- positionen seitens der stadt wien zu räumen, raumkonzepten und investitionsstrukturen (repräsentation und ökonomie):
- wo und wie gibt es möglichkeiten in wien eine struktur für einen anderen umgang mit raumressourcen zu initiieren? auf welchen grundlagen? welche perspektiven (im sozialen und ästhetischen feld) eröffnet das?

soweit zu ansätzen, um ein feld zu spannen. hoffentlich keine konfusion royale



gesprächspositionen vom 18.10.: (eine art nachträgliches protokoll)

johann hödl: beschreibung der enstehung der leerräume - diese verschnitträume entstehen innerhalb der planung und sind ökonomisch.
beispiele: tunnel neubaugasse, zugang sezession (ehemals geplant und bisher nicht genutzt, wird in kürze geöffnet, karlsplatz), leerraum unter dem westbanhhof (aufgrund der geplanten gürtel unterführung), stephansplatz, (räumlicher restraum bei 2 sich kreuzenden u-bahnlinien), spittelau, etc.
diese räume haben keine funktion und keine belüftung, sie sind meist feucht aber mit stabiler temperatur und haben meist keine ausreichenden zugänge. die wiener linien haben einen erhaltungsauftrag und würden z.t. eine nutzung sogar mitfinanzieren, wenn entsprechende finanzkräftige konzepte vorliegen würden. these johann hödl: ein neubau ist meist kostengünstiger als eine adaption dieser räume. dennoch existiert eine anzahl dieser auch so bezeichneten "leerräume" unterhalb der stadt. es sei schwierig, für diese "betonblasen" nicht kommerzielle nutzungskonzepte durchzusetzen und finanziell umzusetzen.

jutta kleedorfer: hat einen auftrag bei der ma 18 ohne budget, was von ihr aber begrüsst wird. jutta kleedorfer stellt nichts zur verfügung, sondern reagiert auf nachfragen, denn es geht ihr um raumermächtigung und nicht -zuteilung. sie versucht dann, lösungen und möglichkeiten bei der vermittlung von raum und nutzungskonzepten zwischen bezirken, magistraten, eigentümern und den sozialen gruppierungen, die mit entsprechender raumnot an sie herantreten, zu finden. es gibt den ansatz, leerstand, wie z.b. ein tröpferlbad oder einen parkplatz als jugendtreffpunkt oder beachvolleyballplatz temporär zu nutzen, oder auch z.b. schulplätze ausserhalb der schulzeit den jugendlichen zugänglich zu machen. viele besitzer hätten angst, dass zwischengenutzte areale nicht mehr geräumt werden und keinen nutzen bringen, sondern finaziellen mehraufwand bedeuten.dagegen versucht j. kleedorfer allianzen zu schaffen, um solche projekte zu ermöglichen. sie hegt zweifel, wieweit sie ein ventil für soziale spannungen und missstände schafft, ohne die ursachen beheben zu können.




florian haydn: arbeitete u.a. mit urban catalyst, einem europäisch geförderten projekt zur erstellung von temporären nutzungen mit urbanen katalysationsfunktionen im europäischen vergleich in amsterdam, berlin, neapel und wien.
das projekt war u.a. eine arbeitsbeschaffung von/für architekten, entgegen dem sonst üblichen verständnis von architekten als "auftragsgehilfen". urban katalyst war ein versuch, als architekt in die städtischen strukturen einzugreifen, in form der erarbeitung von nutzungskonzepten für leerstände.
florian haydn war zuständig für den wiener part. aufgrund der anderen städtebaulichen anlage, sowie dem differenten politischen hintergrund (wie z.b. der leerstände in berlin durch den fall der mauer) könne man in wien nicht von brachen oder leerständen ausgehen. in wien müsse der raum erst geräumt werden, leerstand geschaffen werden, bevor nutzungskonzepte für brachen erstellt werden könnten. recherchen ergaben, dass besitzer kein interesse zur kooperation hätten.
dabei hätte wien 7 % leerstand, das seien 650.000m2 nutzfläche. theoretisch. was passiert mit dieser nutzfläche ?

günther lackenbucher: auf nachfrage zum raumkonzept des kulturstadtrats von wien, beteuert günther lackenbucher, es gäbe, nicht zuletzt durch seine berufung, eine erhöhte sensibilität für "andere" raumkonzepte, die sowohl den raum- als auch den kulturbegriff weiter fassen würden. die verknüpfung von sozialen und kulturellen projekten sei erwünscht, lackenbucher würde sich für die umsetzung anderer, dezentraler raumkonzepte einsetzen.
die renovation des ronacher, die mit 47 mio euro beziffert ist, komme z.b nicht aus dem kulturbudget. darüberhinaus sei auch der kulturstadtrat der meinung, dass an der zentralistischen wiener kulturlandschaft etwas geändert werden müsse. dies drücke sich auch in raumkonzepten aus.



offene fragen:
- sollte das marketing für zwischennutzungen verbessert werden, so dass es auch für bezirke, häuser oder grundstücke eine andere attraktivität gewährt und somit über marketing der zugriff auf leerstand erleichtert werden kann?
- wo beginnt die ausschliessliche verwertung der kultur zur mehrwertsteigerung von grundstücken oder regionen? gefahr: kultur wird instrumentalisiert (beispiel kabelwerk, soho in ottakring etc.)
- geht es um die erleichterung der zugriffe auf raumresourcen zwecks einer besseren durchschaubarkeit der magistratswege etc., oder führt das zu einer bürokratisierung in richtung "bürgerversorgung" und eben nicht zur raum-(selbst)ermächtigung
- wäre eine temporäre nutzung, die den räumlichen kontext (d.h. soziale struktur, architektonische substanz und organisation, funktion im stadtbild, öffentlichkeit) als herausforderung für ästhetische produktion begreift, erstrebenswert als kunst, die standorte behauptet, diese nutzt, spezifische ästhetische strategien für diesen standort entwickelt oder aufgrund bestimmter fragestellungen nach bestimmten standorten sucht, diese definiert und wieder verlässt?
- wie können sich netzwerke bilden, aufgrund welcher interessen und fragestellungen, sowie politischer konstellationen und ästhetischer anforderungen?
- wie kann man gegen die raumhierarchien, die diese stadt bestimmen, vorgehen?
- warum arbeitet die wiener freie szene nicht in den leergesiedelten regionen der ehemaligen ddr oder vergleichbarem? (d.h., siedelt sich mit der wiener subvention an und arbeitet da, wo platz ist.)


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