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publikation: skizzen des verschwindens

  film im palais 4:
stein, zeit und licht -

parameter der erfahrung in moderne und gegenwart
kuratiert von christian schulte
montag, 26.09., 21 uhr
palais donaustadt


brutalität in stein (alexander kluge/peter schamoni, BRD 1960, 13 min.)
der film beginnt mit zwei schrifttafeln, auf denen zu lesen ist: “alle bauwerke, die uns die geschichte hinterlassen hat, zeugen vom geist ihrer erbauer und ihrer zeit, auch dann noch, wenn sie längst nicht mehr ihren ursprünglichen zwecken dienen. die verlassenen bauwerke der nationalsozialistischen partei lassen als steinerne zeugnisse die erinnerung an jene epoche lebendig werden, die in die furchtbarste katastrophe deutscher geschichte mündete.” damit ist das ziel des films von alexander kluge und peter schamoni bereits umrissen: es geht darum, die ausgedienten monumente der ns-architektur nachträglich zum sprechen zu bringen. ort der spurensuche ist das nürnberger parteitagsgelände, wo anderthalb jahrzehnte vorher noch die faschistische idee der volksgemeinschaft beschworen und in suggestiver choreographie inszeniert wurde.


der angriff der gegenwart auf die übrige zeit (alexander kluge, BRD 1985, 111 min.)
als die einführung des privatfernsehens bereits in vollem gange war, drehte kluge seinen vielleicht skeptischsten film. eine liebeserklärung an das kino, die trauerarbeit und parabel zugleich war: es geht um menschen, die aufgrund technischer fortschritte nicht mehr gebraucht werden und ihren arbeitsplatz verlieren. thema des films ist die intensität der “verschrottung” von langfristig gewachsenen erfahrungszusammenhängen, wie sie mitte der achtziger jahre von den managern der neuen medien (den “eiligen im lande”) mit ungeduld betrieben wurde.
"stichwort: endgütigkeit unserer städte. bisher hatte ich, wie selbstverständlich, angenommen, daß der umbau unserer städte, die anlage von fußgängerzonen, b-ebenen, u-bahnen, die gründung von satelliten-städten usf. so lange weitergeht, bis wir wieder in städten wohnen, so wie ich sie von früher her kenne. ich habe recherchiert, herumgefragt. diese illusion findet sich nicht nur bei mir. tatsächlich aber spricht vieles dafür, daß die städte, so umbaut wie sie es jetzt sind, die wohnstätten sein werden, mit denen wir ins 21. jahrhundert gehen. ein wesentliches ergebnis meiner recherchen ist es, daß die chronik der modernen stadt (so wenig wie die vorgeschichte) in form von essays oder szenen wiedergegeben werden kann. vielmehr ist das ein filmthema. mich fesselt dabei besonders die sog. 'unsichtbare stadt': die städtische struktur, die in unseren nerven, gefühlen, kenntnissen steckt. das prinzip stadt und das prinzip des dramatischen (der verdichteten zeit, des suspense) sind cousin und cousine. diesem städtischen prinzip entsprechen unverwechselbare charaktere, lebensschicksale." (alexander kluge, 1985)


licht lockt leute / die weltseele aus der steckdose (christian schulte, D 2002, 24 min.)
zu den wundern der moderne gehört die elektrizität. eine ausstellung unter dem titel "unbedingt modern sein – elektrizität und zeitgeist um 1900" beschreibt das enorme echo, daß auf die elektrifizierung antwortete. gespräch mit rolf spilker, dem leiter des museums industriekultur osnabrück.

christian schulte ist medienwissenschaftler am zentrum für kunst- und medientechnologie karlsruhe (zkm). nach jahren der zusammenarbeit mit alexander kluge ist er seit 2004 gastprofessor am institut für theater-, film- und medienwissenschaft an der universität wien. er publizierte bücher über walter benjamin, heiner müller, oskar negt und alexander kluge.


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