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claudia bosse / theatercombinat


die perser aischylos/müller/witzmann – tragödienchor der 12, leerraum unter der mariahilfer straße, wien (a)


dossier
projektdokumentation

arbeitsmodell:
die perser in 3 städten

perser review
die perser, braunschweig
les perses, genf

tragödienproduzenten
2481 desaster zone

 

nach dem modell des antiken tragödienchores, der aus 12 bürgern der stadt athen bestand, wurde in wien parallel zur genfer produktion der «perser» ein sich bewegender und sprechender bürgerInnenchor über 6 monate experimentell erarbeitet. ort: ein leerer u-bahngang von 6 metern breite und 200 metern länge, ein urbanes zwischenstück ohne funktion.

eine choreographie von körpern, sprache und gedanken in einem raum unter der stadt wien. der zuschauer wird zeuge und teilnehmer des bewegten chores, der akustisch-installativen besetzung und prozessierung «phonetischen denkens» im raum.



für fotostrecke bitte klicken, fotos: maria mäser


video: DIE PERSER

 

konzept/inszenierung/partitur: claudia bosse, bote: gerald singer, atossa/xerxes: doris uhlich, schatten von dareios: christine standfest, kleiner chor: aurelia burckhardt, gerald singer, christine standfest, doris uhlich, chor der 12: beatrix brunner, aurelia burckhardt, gerlinde egger, brigitte futscher, ulrike johannsen, dora müller, heidemarie pichler, ingrid racz, ana szilagyi, ilse urbanek, lena wicke, bauten: karoline streeruwitz/sammerstreeruwitz, christian teckert/as-if, produktion: ani mezaduryan, lena wicke

leerraum unter der mariahilfer straße, wien, premiere 6.12.2006, 7 vorstellungen

1.4.2007 radiofassung «die perser» im ORF kunstradio, werner möbius und theatercombinat

unterstützt von wien kultur, wiener linien, firma blitz blank


(...) ein text ist eine lineare zeitlichkeit, weil er fast immer ein nacheinander geschriebenes ist. diese linearität macht das medium aus und skandiert darüber die zeit. wichtig ist, wann in einem satz was gesagt wird. nicht der gesamte inhalt eines satzes interessiert mich beim sprechen, sondern welches wort auf welches folgt, welche choreografie des denkens daraus entsteht. es geht darum, den verlauf eines satzes zu ergreifen, die wege und irrwege, und darum, auch die möglichkeiten eines anderen verlaufes zu aktivieren, einen möglichen sinn mitzudenken, der folgen könnte, jedoch im nächsten wort eine andere fügung erhält. es geht darum, einen satz nicht zu antizipieren, sondern ihn „wort nach wort“ zu erkunden.

damit diese erkundung materiell und theatral wird, muss man den körper eines jeden wortes ergreifen: seine silben, das folgen der konsonanten auf die vokale, erkunden, welche bewegung dies im mund, im atmen, im sprechen, im raum erzeugt. wenn ich nun einem geschriebenen text folge, ist das phonetische denken der versuch, im sprechen jedes wort in seinem körper, im aufeinanderfolgen des kommenden wortes etc. zu ergreifen und das denken eines wortes klanglich zu produzieren, das dann zum satz wird im sprechen und füllen des raumes. das denken wird medial, theatral.

die partitur zu den perser-inszenierungen ist der versuch eines anderen zugangs zu sprache und sprechen. eine art proportionaler lautlicher sprechgrammatik, die auch für den sprecher gedankliche zuordnungen produziert, der diese im moment produzieren muss und die zusammenhänge bis zum strophenende oder satzende führen sollte. das sprechen versucht denken, phonetisches produzieren der sprecher und das hören der rezipienten zu synchronisieren. die zeiten und die artikulation orientieren sich jeweils an der raumakustik und der zeit, die der schall benötigt, sich im jeweiligen raum auszubreiten.

die skandierung versucht auf die gegenwart im moment des sprechens zu insistieren. der satzsinn bildet sich im hören über die anschlüsse des folgenden und wird im augenblick des sprechens nicht antizipiert. jede silbe im sprechen wird ergriffen und artikuliert. die konsonanten sind jeweils die schwerkraft des wortes, das heisst: sie müssen ergriffen und losgelassen werden. die artikulationshöhen der konsonaten werden nicht über die folgenden oder vorherigen vokale angeglichen (...)

 

claudia bosse:
«phonetisches denken»

 

 


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